Ralf Blackstein „Kleine Freunde“


Ich habe einen Onkel, der, soweit ich zurückdenken kann, passionierter Schmetterlingskundler ist. In einer eher blassen Erinnerung aus meiner jüngsten Kindheit laufen wir mit gelben Netzen bewaffnet über Wiesen und Felder und verfolgen  Schmetterlinge.


Manchmal mussten wir dies abbrechen, so meine Erinnerung, denn es gab wiederum andere Insekten , die mir nachstellten. Außerdem waren da noch Brennesseln  und Disteln!


In lauen Sommernächten wurden im hinteren Teil des Gartens meines Onkels, mit einer starken Lichtquelle und einem weißen Tuch darunter, Nachtfalter angelockt. Während die Familie auf der Veranda sitzend, bei Eierlikör und Bier, sich Geschichten erzählten, schauten mein Onkel und ich ab und zu zur Lichtquelle und dem, was sich dort auf dem Tuch versammelte und was um die Glühbirne herum schwirrte. Obwohl ich all dies sehr abenteuerlich und spannend fand, musste ich, oft unter Protest meinerseits, leider „viel zu früh“ schlafen gehen , ich war ja noch sehr jung !


Lang ist dies her, es war in den später sechziger Jahren. Die Insekten Bestimmungsbücher, die mein Onkel mir schenkte, besitze ich immer noch und stehen griffbereit im Regal. Wenn ich zu Besuch bei ihm bin, schaue ich mir gerne seine Schmetterlingssammlung an.


Inzwischen habe ich mir ein Macro Objektiv angeschafft und bin häufig in nahe gelegenen Naturschutzgebieten unterwegs. Besonders faszinierend finde ich vor allem die Libellen. Schenkten mein Onkel und ich ihnen früher wenig Beachtung, umso interessanter erscheinen sie für mich heute. Mit der notwendigen Zeit und Geduld  meiner Aufnahmen und Beobachtungen und den daraus folgenden „Nachforschungen“ hat sich mir eine kleine neue Welt erschlossen, in die ich immer wieder gerne eintauche.